Familienkreuzweg

Eine moderne Kreuzweg-Betrachtung zum Misereor-Hungertuch aus Haiti gestaltete die Kolpingfamilie für die Pfarrgemeinde. Zahlreiche Sprecher erläuterten die einzelnen Bilder und setzten sie in Kontext zum eigenen Leben. Hungertücher haben eine alte Tradition. Um das Jahr 1000 kamen in zahlreichen Ländern Europas der Brauch auf, während der Fastenzeit den Altarraum durch einen Vorhang vom übrigen Kirchenraum abzutrennen. Die Gläubigen sollten den Verzicht, das Heiligtum des Altars schauen zu dürfen, schmerzlich und als Akt der Buße empfinden. Einige Jahrhunderte später begann man das früher schmucklose Leinenvelum mit Bildern und Symbolen der Passion zu schmücken. Man nannte das Tuch Hungertuch, weil es während der Zeit des strengen Fastens in der Kirche hing.
Misereor griff ab 1976 die Idee des Hungertuches wieder auf und ermöglichte den Gemeinden über diese Bilder-Bibel einen neuen Zugang zu den Geheimnissen der Passion Christi sowie zur eigenen Umkehr. Von Anfang an war es ein zentrales Anliegen, über die Bilder und Symbole dieser Tücher den Weg des Herrn nach Golgotha zu verknüpfen mit seinem Leiden, das er tagtäglich und jeden Tag neu auf sich nimmt, wenn er sein Kreuz trägt in den Elendsvierteln, Hungergebieten und Kriegs- und Terrorschauplätzen dieser Welt. Im Zwei-Jahres-Turnus gibt Misereor seine verschiedenen Hungertücher heraus. Das Tuch, das in der diesjährigen österlichen Bußzeit im Altarraum der Stadtpfarrkirche St. Martin hängt, stammt aus Haiti und wurde für die Jahre 1982 und 1983 geschaffen. Für die Kolpingsfamilie war das Hungertuch ein guter Grund, den alljährlichen Kreuzweg in der Pfarrei zum Thema des Hungertuches aus Haiti durchzuführen. Neun Bilder umfasste die Kreuzweg-Betrachtung, die mit lebensnahen und aussagekräftigen Texten, Fragen an sich selbst, Gebeten und Liedern gestaltet wurde. Es ist schon fast Tradition, dass die KF in der Fastenzeit einen Kreuzweg vorbereitet. Dieser wird jährlich abwechselnd in der Kirche und im Freien gestaltet. So ist geplant, im nächsten Jahr wieder einen Kreuzweg in freier Natur stattfinden zu lassen.

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