Schönheiten der Schöpfung Gottes und die Botschaft der Blumen im Spiegelbild der Bibel

Von wie vielen Pflanzen und Blumen berichtet die Bibel? Die Bibel sagt in ihrem ersten Buch zusammenfassend in der hymnischen Sprache des Schöpfungsliedes: „Das Land lasse junges Grün wachsen …“ (Gen 1,11).

Natürlich darf man nicht erwarten, dass die Bibel ein Handbuch der Pflanzenkunde und Biologie bietet, oder ein Zusammenstellung der verschiedensten Arten von Blumen und Pflanzen, die im Zeitalter der Bibel gewachsen sind. Sie werden einfach mal so nebenbei erwähnt, wenn es den Verfassern in den Zusammenhang passte und sie mit ihnen eine Aussage machen konnten.

Bäume und Holz

Es fängt an mit den lebensfördernden Bäumen des Kulturlandes: Ölbaum (Öl und Oliven) – und dazu eine meditative Aussage: „Ich bin im Haus des Herrn wie ein grünender Ölbaum“ (Ps 52,10). Feigenbaum, Apfelbaum, Dattelpalmen, Maulbeerfeigenbaum und Nussbaum, Terebinthe (eine Pistazienart), Granatbaum. Dann der Weinstock im Weinberg.

Die Bibel erwähnt Nutzhölzer: Die Zedern des Libanon (heute fast ausgestorben) – mit Zedernholz waren der Tempel und der Palast des Salomo getäfelt. In dichterischer Sprache dient die Zeder als Bild für die Macht eines Reiches. Weiter werden in der Bibel erwähnt: Die Eiche, die hohe Wertschätzung genoss. Zypresse, Akazie, Sandelholz, Weidenbaum, Pappel, Lotusbaum. Und immer wieder wird eine Verbindung mit Gott hergestellt: „Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn sich verlässt … Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist … Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün“ (Jer 17,8).

Der Apfel wird im Volkswissen mit dem Sündenfall von Adam und Eva im Paradies in Verbindung gebracht, obwohl in der Bibel einfach von „Frucht“ und nicht von „Apfel“ die Rede ist. Als „Liebesapfel“ hat er im Hohen Lied auch symbolische Bedeutung (Hld 2,3.5; 7,9.4).

Es wären hier auch zu erwähnen die Sträucher der Steppe und Wüste: Mastixbaum, Bakastrauch, Ginster, Kapernstrauch, Ysop. Dann noch der Dornstrauch, aus dem Gott zu Mose sprach. Und ebenso Rizinus, das als Öl damals die gleiche Wirkung hatte wie auch heute.

Gras und Blumen

Gras war wichtig als Weideland für die Herden. Es entbrannte oft ein Streit über die Weiderechte. Zugleich ergab das Gras manches Beispiel für die Rede der Propheten und schließlich auch bei Jesus.

„Des Menschen Tage sind wie Gras“ (Ps 103,15) – so wurde an die Endlichkeit des Lebens erinnert. Zugleich die Mahnung: „Wer auf seinen Reichtum vertraut, der fällt. Die Gerechten aber sprossen wie grünes Land“ (Spr 11,28). „Der Reiche wird dahinschwinden wie die Blume im Gras“ (Jak 1,10). Aber auch umgekehrt die Verheißung: „An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern, gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen“ (Jes 35,7).

Andererseits wird das Gras mit den Lilien im Hohen Lied in Verbindung gebracht. Die Lilie wird mehrfach genannt und wegen ihrer Schönheit und ihres Duftes gepriesen (Hld 2,1.2.10). Sie diente als Muster für die Säulenkapitelle, wie im ersten Buch der Könige beschrieben (1 Kön 7,19) und dann als Bild für die Pracht des zukünftigen Heiles (Hos 14,6). Schließlich finden sich auch die „Lilien auf dem Feld“ in der Bergpredigt (Mt 6,20-29), die Jesus als Beispiel für das Vertrauen des Menschen auf Gott hernimmt.

Lilie und Distel

Mit einem Gleichnis über Blumen beliebte Jesus zu scherzen: „Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen!“ (Mt 6,28-29). Und im Blick auf die Sorgen der Menschen mahnte er: „Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feier geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!“ (Mt 6,30)

Neben der Lilie stehen die Disteln, Dornen und Nesseln – sie gelten als Merkmale für ödes und unfruchtbares Land, das Israel oder seinen Nachbarn angekündigt wird. Bei den am Ufer wachsenden hohen Gräsern: Rohr, Schilf, Binsen und die Papyruspflanze – da denkt man sofort an Mose, der in einem Binsenkörbchen im Schilf am Nil ausgesetzt und von einer ägyptischen Prinzessin gefunden und gerettet wird. Der Prophet erinnert den Einzelnen wie das ganze Volk Israel: „Wie eine Blume auf der Wiese ließ ich (Gott) dich wachsen. Und du bist herangewachsen, bist groß geworden und herrlich aufgeblüht“ (Ez 16,7). Der Mensch ist groß, doch nur, weil sein Schöpfer ihn noch an Größe weit übertrifft. Begeisterung und Melancholie beeinflussen die Lieder, die dies besingen. Die kreatürliche Verwandtschaft des Menschen mit den Pflanzen ist deutlich zu spüren: „Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist sie dahin“ (Ps 103,15).

Der Realismus der Bibel spricht vom Blühen und Vergehen meist in einem Atemzug. Dennoch kommt der frühlingshafte poetische Genuss des jungen Lebens nicht zu kurz. Geradezu narzistische Lust klingt aus dem Hohen Lied:“ Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler“, und nicht weniger entzückt: „Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen“ (Hld 2,1-2). Doch alles ist von begrenzter Dauer, alles ist sterblich. Das erkennt selbst der oberflächliche Blick.

Schließlich gehören zu den Pflanzen auch die verschiedenen Getreidearten. Am meisten werden in der Bibel genannt: Weizen, Gerste, Hirse und Spelt – eine Weizenart. Weizen und Gerste wurden auch exportiert und wurden als Bild eines fruchtbaren Landes angesehen. Jesus verwendet sie in vielen Gleichnissen über Saat und Ernte.

Früchte und Gewürze

Bekannt sind aus dem Alten Testament die Linsen, für die Esau sein Erstgeburtsrecht an Jakob verkaufte. Dann werden weitere pflanzliche Lebensmittel genannt: Bohnen, Kürbis, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch – die Früchte Ägyptens, nach denen sich Israel in der Wüste zurücksehnte. Es gibt dann in der Bibel noch Gewürze wie Wermut, Minze, Dill, Kümmel, Safran und Zimt sowie das von Jesus im Gleichnis verwendete Senfkorn.

Alles, was Jesus wahrnimmt – nicht nur in den spektakulären Ereignissen, sondern auch in der immer wiederkehrenden Alltäglichkeit – bestätigt ihn in seiner Gewissheit: Das Reich Gottes ist nahe und breitet sich aus. Das zeigen ihm das Wachstum des Samens, die Fruchtbarkeit des Weinstocks, die Entfaltung der Senfstaude oder die Wirksamkeit des Sauerteigs ebenso wie der allseits bekannte Wechsel der Jahreszeiten. Alles wird von ihm zum erklärenden Gleichnis. Davon ist eine Verkündigung bestimmt, denn er weiß: dies verstehen alle, Kinder wie Erwachsene.

(Quelle: KA+das Zeichen, Monatsschrift für apostolische Bildung und Information, Juli/August 2003)


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